Ein leichtes Kippen im Becken, ein geflüstertes Kommando und ich spüre die Kraft meines Pferdes, als es zu einem flüssigen Galoppsprung ansetzt, der uns durch die Morgensonne trägt.
Ich erzähle euch heute von meiner Reiteinheit und was für mich gutes Reiten bedeutet.
Die letzten Wintertage waren wie aus dem Bilderbuch. Strahlender Sonnenschein und frische klare Luft. Die perfekten Voraussetzungen für eine Reiteinheit mit meinem Pferd Sethi, einem braunen Araberwallach, der mich schon von Weitem mit leuchtenden Augen begrüßte.
Heute standen Schritt-Galopp-Übergänge auf dem Programm, eine Übung, die ich gewählt hatte, um Sethis Bauchmuskeln zu stärken und sein Gleichgewicht zu fördern.
Ich legte den Fokus darauf, die Impulse so sanft wie möglich zu geben und auf die kleinste seiner Reaktionen zu achten. In unserer Kommunikation bedeutet das, dass ich mein Becken leicht nach vorne kippe, meine Bauchmuskeln aktiviere und ein leises Stimmkommando gebe.
Beim ersten Versuch reagierte Sethi mit einem Schweifschlagen und schnelleren Trabtritten . Nicht das Angaloppieren, das ich haben wollte, aber er hat mich gehört.
Wir fanden nach ein paar Tritten wieder in unser ruhiges Tempo und ich wiederholte nochmals die gleiche Hilfengebung. Dabei fiel mir auf, dass ich mich leicht verspannte und unnötige Muskeln verwendete, indem ich mein Bein hochzog und die Knie etwas fester schloss, um mich festzuhalten. Ich ließ bewusst locker und fokussierte mich wieder.
Dieses Mal reagierte Sethi mit einem leichten Heben des Brustkorbs und trabte gleichmäßig weiter, bis er nach vier Tritten einen kleinen Galoppsprung machte. Nach ein paar Sprüngen fand er in den Rythmus und galoppierte flüssig weiter. Das war schon das gewünschte Ergebnis, nur noch nicht ganz optimal.
Wir parierten wieder durch, und sobald wir unser harmonisches Tempo wiedergefunden hatten, gab ich genau das gleiche Signal wie beim ersten und beim zweiten Mal, nur diesmal noch feiner und ohne überflüssige Muskeln anzuspannen.
Da er schon mit dieser Aufgabe gerechnet hatte, setzte er kurz vor dem Stimmkommando zu einem schönen Galoppsprung an und fand sofort in einen flüssigen Rythmus.
Was für ein wunderschönes Gefühl. Keine Anstrengung meinerseits, kein Drücken oder Ziehen, kein Pressen oder Festhalten und auch keine laute Stimme. Sondern einfache, leise und effektive Kommunikation, die zu einem wunderschönen Training geführt hat, das uns beiden guttut. Das ist für mich schönes und wohltuendes Reiten.
Ich gebe einen sanften Impuls und höre zu, ob er mir frei von Widerstand folgen kann. Ich führe und leite, ohne zu beherrschen oder Gewalt anzuwenden. Ich kommuniziere und höre zu, wir erreichen gemeinsam Ziele, die keinem von uns alleine möglich wären. Er ist bereit alles zu geben und mir zu folgen wohin ich ihn führe. Diese Verantwortung liegt auf mir und ich respektiere sie. Denn sie gibt mir die Freiheit und dieses großartige Geschenk, dass ich auf eine derart feine Art mit meinem Championpferd Sethi kommunizieren kann.