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Bodenprobe bestanden: Wie ich lernte, oben zu bleiben

In einem Monat sieben Mal vom selben Pferd gefallen zu sein, klingt nicht nach dem Stoff, aus dem Heldenstorys gemacht sind – zumindest auf den ersten Blick nicht. Dieses Pferd, ein riesiger, junger Wallach, der größer war als alle Pferde, die ich jemals zuvor geritten bin, machte mir Angst. Jedes Mal, wenn er angaloppierte, ging das wilde Bocken los – kraftvoll und intensiv, sodass ich immer wieder unsanft im Sand landete.

Hatte ich Lust, wieder aufzusteigen? Nein, absolut nicht.

Jeder Sturz machte meine Angst größer. Sobald ich wieder im Sattel saß, sah ich in Gedanken schon vor mir, wie ich erneut auf dem Boden landete. Es fühlte sich fast wie eine unausweichliche Routine an: Sand abklopfen, aufsteigen, und auf das nächste Abheben warten. Mein Magen zog sich zusammen, die Knie wurden weich. Doch trotzdem – oder gerade deshalb – stieg ich jedes Mal wieder auf.

Und eines Tages geschah etwas anderes.

Wir galoppierten gemütlich eine große Runde um den Springplatz, und wie erwartet begann das große Jungpferd seine bekannte Buckel-Show. Doch anstatt mich zu verspannen oder den Halt zu verlieren, passte ich mich intuitiv seinen wilden Bewegungen an. Kein Trick, keine besondere Technik, kein eleganter Sitz – einfach nur ein bewusster Moment, in dem ich akzeptierte, was geschah, mitging, abwartete und Ruhe bewahrte.

Ich blieb im Sattel. Es fühlte sich an wie ein kleiner Sieg. Als der Wallach merkte, dass ich blieb, beruhigte er sich, galoppierte gleichmäßig weiter und schnaubte entspannt ab. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm sogar lieber war, so weiterlaufen zu können – ohne die ständige Unterbrechung meiner Stürze.

Was ich daraus gelernt habe?

Es gibt nicht immer ein Geheimrezept, keine geheime Technik, die sofort funktioniert. Manchmal ist der einzige Weg einfach weiterzumachen. Wieder aufstehen, wieder aufsteigen, nicht aufgeben. Es dauerte noch Wochen, bis ich wieder Vertrauen hatte – nicht in die Illusion, dass der Wallach nie wieder buckeln würde, sondern in meine Fähigkeit, mit dieser Herausforderung umgehen zu können.

Ich denke an das wunderbare Zitat von Richard Weis:

„Riding is the art of learning to be a good load to carry.“

Es ist unsere Aufgabe als Reiter:innen, eine Last zu sein, die für das Pferd leicht und angenehm zu tragen ist – auch in schwierigen Momenten. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es sind, die Verantwortung tragen. Verantwortung, das Pferd so auszubilden, dass es uns sicher tragen kann, aber auch Verantwortung, uns selbst körperlich und mental darauf vorzubereiten, getragen zu werden.

Die Angst anzuerkennen und ihr mutig ins Gesicht zu schauen – genau das ist die wahre Kunst des Reitens. Denn der Moment, in dem wir unsere Angst überwinden und weitermachen, ist der Moment, in dem wir echte Reiter:innen werden.

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